, Birrer Stefan

Der Schwefelsee, Donnerstag 12. bis Freitag 13. Juni 2007

Der Schwefelsee-Trip war schneller ausgebucht als man schauen konnte, und so fragte man sich, wer denn die wenigen Glücklichen sein würden, die sich einen Platz hatten ergattern können. Zu einer Zeit, zu der manche lieber ins Bett gehen würden statt aufstehen trafen wir uns vor dem Tauchlädeli in Kilchberg. Noch etwas müde verteilten wir gemietete Flaschen, Blei, und was man sonst noch gern so herumschleppt um diese Uhrzeit in die Autos. Wenn man zwei Tage lang keine Möglichkeit zum Luft füllen hat, ist das ganz schön viel! Danach war für die nicht-Fahrer erst mal wieder Schlaf angesagt, denn der nächste Treffpunkt war zwecks übrige-Teilnehmer-treffen, Totenkopffalter-freisetzen und Kaffe-trinken erst auf der anderen Seite des Gotthard.

Bei strahlendem Sonnenschein ging’s dann über kurvige Bergsträsschen zum Schwefelsee. Erwartungsgemäss war das Verhältnis Kameras pro Teilnehmer bei diesem Event um einiges höher als sonst, und so liessen sich die meisten bei diesen schönen Wetter und dem tollen Panorama nicht zweimal bitten. Bevor wir uns an das tolle Panorama unter Wasser machen konnten, richteten wir uns in der Unterkunft ein. Militär- und anderwertig Massenlagererprobte diskutierten eifrig darüber, was gegen Schnarchnasen am besten unternommen werden könne (man einigte sich auf Senf – Zusammenhänge zwischen einer Kenntnis über Gegenmittel und allfälligen Schnarchgewohnheiten sind natürlich komplett erfunden, erstunken und erlogen).

Nach dem «Einpuffen» erklärte uns Patrick, was es mit dem Schwefel im See auf sich hat und was es sonst noch für Besonderheiten zu beachten gibt – zum Beispiel wo die Schwefelqüllen überhaupt zu finden sind. Kurz vor Mittag ging’s dann endlich ans Zusammenbauen der Ausrüstung und zum ersten Tauchgang.

Vorurteile von wegen Männer müssten beim Ausgehen immer auf die Frauen warten, bis sie fertig angezogen und aufgebrezelt sind müssen nun definitiv revidiert werden.

Die Unterwasserlandschaft zeigte sich deutlich anders als in den Flachlandseen – ein extrem weicher Boden, andere Pflanzen, und eigentlich wären da ja noch Schwefelqüllen mit bunten Bakterien. Nach dem Tauchen gab es auf alle Fälle genügend Diskussionsstoff – ob das Schwitzen in den Trockenanzügen das Nichtfrieren wert war, wer die Quellen denn nun gefunden hatte, und wer für Bio-Doktorandin Kati ein Probendöschen auf den zweiten Tauchgang mitnehmen würde. Zunächst waren wir aber hungrig und machten uns über unser Picknick her. Das Tessin zeigte sich wirklich von seiner schönsten Seite!

Beim zweiten Tauchgang wies Patrick die Taucher dann ein; die meisten fanden die Schwefelqüllen nach einem schönen entspannenden Fussmarsch zur Einstigestelle ohne Probleme.

Eine scharfe Kante trennt den Bakterienteppich vom Algenwald – oben sattes Grün, unten ein feiner Teppich in pink, blau, hellgrün und weiss. Hier konnte man sich im Multitasking zwischen Kompass-ablesen, Tarieren, Lampe-nicht-verlieren, für-Kati-Proben-sammeln und Fotos-machen üben – die Farben unter Wasser sind wirklich spektakulär! Die Sicht war nicht wirklich Fototauglich. Für UW Bilder aus dem See schau doch in einen der Berichte von früheren Jahren: 2004, 2005.

Zurück in der Unterkunft schleusten sich die Teilnehmer durch die (einzige) Dusche, während Kati im Labor die Versuche mit den gesammelten Proben überwachte. Die Pigmente der verschiedenen Bakterienproben wurden extrahiert und auf einem Chromatogramm dargestellt.

Einige «Forscher» widmeten sich sogar völlig neuartigen Themen und gingen ganz unkonventionelle experimentelle Wege. Es wird sich in den kommenden Jahrhunderten noch zeigen was diese Pionierleistungen der Menschheit bringen.

Neben Bakterien gibts aber auch noch «richtige» Tiere im See: zum Beispiel orange Süsswasserpolypen, rote Hüpferlinge etc. Matthias (nein nicht der im linken Bild, der andere Matthias natürlich!) machte uns ein paar Präparate von diesen Viechern fürs Binok.

Beim Eindunkeln ging es dann zum Restaurant, und danach für die meisten schnell ins Bett.

Des Nachts wurde zwar niemand mit Senf eingeschmiert (vielleicht war keiner da?), aber wenn wir nicht alle vom langen Tag so müde gewesen wären, hätte es vielleicht doch die eine oder andere fotowürdige Aktion gegeben.

Als wir uns am Freitag Morgen aus den Schlafsäcken schälten, hatten uns einige Frühaufsteher schon ein feines Klassenlagerstimmung-Frühstück gezaubert. Dann ging es wieder hinunter an den See, der sich an diesem Tag leider bei etwas schlechterer Sicht präsentierte. Die schlechte Sicht war dann auch der Grund, weshalb alle am Nachmittag auf den vierten Tauchgang verzichteten – kalt war es trotz knappen 9 Grad im Wasser auch im Nassanzug nicht, der Tessiner Sonne sei Dank! Entgegen anders lautenden Gerüchten wurden im Schwefelsee übrigens nie Atomtests durchgeführt. Die riesigen Krater müssen auf eine andere völlig unerklärliche Weise entstanden sein (grosser Seufzer!)

Zurück in der Unterkunft ging es mit der Klassenlager-Atmosphäre weiter; Patrick bekochte uns mit Teigwaren und (allerdings von Annamaria gezauberter) Tomatensosse (danke auch für den feinen Schwefelsee-Schoggikuchen!). Mit Logbuchausfüllen, Unterkunft putzen, Tee trinken und abwaschen verging der Rest des Tages wie im Flug, so dass wir erst bei Dämmerung zurück in den Norden aufbrachen, wo uns endlich(!) auch einmal warmes Sommerwetter empfing. Vielen Dank an Patrick für das Organisieren! Danke auch Kati für die Experimente und Annamaria für das Kochen