Trüschen-Essen am 25.2.2012
«Kann man Trüsche eigentlich essen?» – das habe ich meine erfahreneren Buddies auch gefragt, als ich das erste Mal einen dieser Viecher gesehen habe und man mir deren Namen verriet. «Wohl schon» oder so ähnlich war da die Antwort, so genau wusste das keiner. Genau wusste es Patrick, der auch wusste, dass es sich bei Trüschenleber um eine Spezialität handelt (allerdings ist gerade bei selbstgefangenen Trüschen hier Vorsicht geboten: Trüschenleber kann von Bandwürmern verseucht sein. Die sieht man von blossem Auge als weisse, Stecknadelkopfgrosse Punkte auf der Leber drauf. Wenn man sie vom Berufsfischer bezieht, sollte man sich keine Sorgen machen müssen – aber besser einen Blick mehr drauf werfen als einen zu wenig). Wenn etwas so hoch gelobt wird, ist es aber eigentlich naheliegend, dass man sich dem Thema «und wie schmeckt so ein Ding?» dringend einmal annehmen musste.
Bereits im Sommer fragten wir den Zürisee-Berufsfischer Fritz Hulliger (www.hulligerfisch.ch) an, der uns riet, ein solches Festessen im Winter zu veranstalten: Die Trüsche mag kaltes Wasser, das, wie der erfahrene Züriseetaucher weiss, sich unter der Sprungschicht befindet. Die Fischer wären ja blöd, ihre Netze im Sommer an den ganzen Eglischwärmen vorbei dort hinunterzuhängen! Im Winter ist es auch in oberen Lagen deutlich trüschenfreundlicher (sprich: kalt), und die Fischer fischen auch tiefer unten. Also war im neuen Jahr ein neuer Anlauf angesagt.
Herr Hulliger war so nett und hat uns über ein paar Wochen Trüschen auf die Seite gelegt (tiefgekühlt natürlich!), so dass wir für die 10 angemeldeten Tauchgourmets mehr als genug Fisch zum Verkochen, Verbraten, Verhacken und Verräuchern hatten. Dazu gab’s als Geschenk: Trüschenleber! Interessanterweise besteht so eine Trüsche nämlich zu fast 50% aus Leber. Also machte sich Patrick sofort daran, auf dem Internet das feinste Rezept für Trüschenleber zu finden (er fand es, mit Apfel…mmmmmhhh), während ich die Hälfte der Trüschen zwecks späterem Räuchern in Salzlake einlegte (Patrick hat nämlich einen Tisch-Räucher-Ofen, den er zu diesem Zweck mitgebracht hatte).
Nun war Kochen angesagt: Gerade so füdliblutt will man ja auch den feinsten Fisch nicht essen, und ausserdem gab’s noch mehr Trüschen-Rezepte auszuprobieren: Zum Apéro gab’s (neben den nicht-trüschenhaltigen Flammkuchenröllchen) Trüschen-Tartar mit Toast und Salzbutter. Die Vorspeise bildete dann die vorzügliche Trüschen-Leber auf Apfelbett.
Danach machten wir uns an die Zubereitung des nächsten Gangs, was den Gourmettaucherli etwas Zeit zum Verdauen gab. Den nächsten Gang bildeten die Trüschen nach Luzerner Art. Ein Rezept, das interessanterweise Sardellen beinhaltet, obwohl die uns im Vierwaldstättersee bis jetzt nicht begegnet sind. Fein war’s trotzdem! Dazu gab’s Spinat (wer einmal ein Kilo Spinat von «Zwei grosse Schüsseln voll» auf «eine halbe Schüssel» zusammenfallen gesehen hat, weiss, wie frustrierend das Kochen von frischem Spinat ist und gefüllte Zucchetti (gefüllt mit Feta, nicht mit Trüsche. Und nein, Feta wächst auch nicht im Vierwaldstättersee, schmeckt aber trotzdem toll).
Nun machte sich auch Patrick mit den Salzlaken-Trüschen zu seinem draussen aufgebauten Räucherofen auf. Fisch (und Kleider der Räuchernden) rochen fein nach Waldhütte – und schmeckten!! Die Trüsche hat nicht nur ordentlich «Fleisch» (oder eben «Fisch») am Knochen, sie schmeckt auch vorzüglich und hat keine Gräten!
Nachdem wir also zu zehnt neben all den ganzen «Vorspeisen» auch noch anderthalb Kilo geräucherte Trüsche verdrückt hatten, brauchten wir dringend eine längere Verdauungspause. Für diese hatte Patrick hatte für uns einen Zürisee-Fisch-Erkennungs-Kurs zusammengestellt, der uns helfen sollte, Fische unter Wasser besser bestimmen zu können (oder uns doch zumindest genügend signifikante Merkmale einprägen zu können, damit wir die Bestimmung nach dem Tauchgang würden vornehmen können). Von nun an werden Fische, zu deren Bestimmung man Patrick fragt, besser beschrieben als «so silbrig, mit einem Kopf, und Flossen dran»! Keine Ausreden mehr! Der Kurs war vor allem für Nicht-Biologen sehr hilfreich und ausführlich – danke für das Ausarbeiten und die Geduld mit uns Fisch-Idioten, Patrick!
Danach gab’s noch einen letzten, allerdings trüschenfreien Gang: Den Cheesecake. Mit Pfirsichen und Schoggiteig-Boden. Es ist wohl überflüssig zu sagen, dass wir alle restlos satt und glücklich waren. Eine Fortsetzung der einen (man könnte doch auch einen Wels kochen?) oder anderen (wie schmeckt eigentlich Alet?) Art ist aber sicher nötig!
Herzlichen Dank an Fritz Hulliger, der für uns Trüschen auf die Seite legte und uns zum Spezialpreis verkaufte (danke auch für die Trüschenleber!! Sie war superfein!!!), Patrick fürs Räuchern und den Vortrag, Matthias für die Musik, Andrea fürs Fötelen, sowie allen, die am Schluss beim Putzen und Aufräumen noch geholfen haben! Bis zum nächsten Mal!